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Venedig mit Handicap & Vaporetto

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Venedig barrierefrei erleben – auf Tagestour mit dem TravelScoot

Da es von unserem Urlaubsdomizil in Südtirol nur knapp drei Autostunden bis Venedig sind, haben wir bei unserem letzten Aufenthalt einen aufregenden Tagesausflug in die weltbekannte Lagunenstadt unternommen. Als persönlichen Joker haben wir uns vor Ort mit Luisella Romeo – einer deutschsprachigen Stadtführerin – verabredet, um Venedig barrierefrei zu erkunden und die wenige Zeit nicht mit studieren von Fahrplänen und Toilettensuche zu verplempern. Was soll ich sagen, die Investition hat sich für uns in jedem Fall gelohnt, da uns die sympathische Venezianerin ihre Heimatstadt auch abseits der Touristenströme gezeigt und unsere vielen Fragen sehr fundiert und aus einem sehr persönlichen Blickwinkel beantwortet hat.

Los geht’s mit dem Vaporetto

Water world: Bootsverkehr auf dem Canale Grande
Water world: Bootsverkehr auf dem Canale Grande

Nachdem uns Luisella pünktlich um 10 Uhr am zentralen Parkhaus in Empfang genommen und für uns ein Vaporetto-Tagesticket besorgt hat, starten wir unsere Erkundungstour wie es sich gehört mit dem öffentlichen Wassertaxi. Wir sind absolut begeistert! In strahlendem Sonnenschein präsentieren sich die prächtigen Fassaden der Patrizierhäuser, wie man sie aus zahlreichen Commisario Brunetti-Verfilmungen kennt. Zu jeder Fassade hat Luisella eine interessante Geschichte zu erzählen. Was ich so absolut nicht erwartet hätte, ist das geschäftige Gewusel der zahlreichen Boote auf dem Wasser: Müllabfuhr, Feuerwehr, Lebensmittellieferanten und andere Versorgungsboote kreuzen auf dem Kanal, dazwischen Wassertaxis, Gondeln und private Motorboote. Wir könnten dem Treiben auf dieser pulsierenden Lebensader der Stadt stundenlang zusehen.

Erster Stopp: Rialto Markt

Mit dem Travelscooter auf dem Rialto-Markt in Venedig.
Mit Luisella auf dem Rialto-Markt

Unser erster Stopp ist der Rialtomarkt, der zwar auch in jedem Touristenführer Erwähnung findet, aber trotzdem auch von Venezianern frequentiert wird. Welcher Airbnb-Teilzeitvenezianer bruzzelt sich schon einen Schwertfisch in seiner Miniappartement-Küche? Und unser Joker sticht gleich: Als sich Franzis Blase meldet, lotst uns unser Local Guide zu einem unweit gelegenen öffentlichen WC, so dass gar nicht erst Toiletten-Stress aufkommen kann. Dann geht es mit dem Vaporetto weiter bis zur Anlegestelle Accademia. Der Einstieg mit dem TravelScoot verläuft wieder völlig problemlos, da das Boot bis auf wenige Zentimeter an den Anleger heranfährt und Luisella immer dafür sorgt, das uns ausreichend Platz gemacht wird.

Barrierefreier Blick in die älteste Bootswerft Venedigs

Bootswerft San Trovaso aus dem 17. Jahrhundert
Bootswerft San Trovaso aus dem 17. Jahrhundert

Wir streifen durch die Gassen von Dursudoro und lassen den Touristenwusel hinter uns. Lusiella zeigt uns die Bootswerft San Trovaso aus dem 17. Jahrhundert, eine der ältesten der Stadt und eine der wenigen, die immer noch existiert. Die Werft baut und repariert die klassischen Gondeln und konstruiert andere Kanalboote, die in Venedig zum Einsatz kommen. Luisella macht uns auf die besondere Architektur des Gebäudes aufmerksam, dass auf den ersten Blick wie eine ganz normale Tischlerei aussieht. Die Holz- und Steinbauweise mutet eher wie eine Hütte aus den Bergen an und passt so gar nicht ins Bild der umliegenden Gebäude. Des Rätsels Lösung: Zimmerleute aus den Dolomiten wurden vor rund vierhundert Jahren nach Venedig gelockt, da dort Fachkräften für Holzkonstruktionen fehlten. Für die bitterarmen Bauern und Waldarbeiter aus dem Zoldo Tal eine willkommende Chance.

Venedig ist in einigen Bereichen sogar barrierefrei!

Barrierefreie Rampen statt Treppen: in Teilbereichen ist Venedig auch für Rollstühle geeignet.
Rampen statt Treppen: in Teilbereichen ist Venedig auch für Rollstühle geeignet.

Zu Fuß geht es weiter an den Guidecca Canal mit Blick auf die gleichnamige Insel. Wir haben Glück, dass wegen des bevorstehenden Stadtmarathons überall große Rampen mit Geländer aufgebaut sind, um den Läufern die vielen Treppenstufen zu ersparen. So kann Franzi mit dem TravelScoot die Strecke spielend bewältigen. Praktisch auch, dass wir an der Punta della Dogana den Canal Grande auf einer extra für diesen Lauf errichteten Pontonbrücke überqueren können. Zum Glück hat sich die Stadt Venedig dazu entschlossen, die Konstruktionen dauerhaft dort stehen zu lassen, um Venedig für Menschen mit Gehbehinderung wenigstens auf einigen Strecken erfahrbar zu machen.

Geisterviertel dank Airbnb

Mit dem Travelscooter auf dem Markusplatz.
Viel Platz auf dem Markusplatz

Auf dem Weg durch ein Wohnviertel, wundern wir uns, wie menschenleer es auf den Wegen ist und warum mitten am Tag alle Fensterläden geschlossen sind. Luisella erläutert uns, dass fast sämtliche Wohnungen als Airbnb-Appartements vermietet werden und Venezianer sich die Mieten kaum noch leisten können. Zum Glück bleibt uns heute wenigstens der Anblick der schwimmenden Hotels erspart – weit und breit kein Kreuzfahrtriese in Sicht! Auf dem Markusplatz verabschieden wir uns dann von Luisella und erkunden Venedig auf eigene Faust weiter. Wir schlendern ein wenig durch die Gassen auf der Suche nach einer Pizzeria, die Luisella uns empfohlen hat. Als wir diese nicht finden und uns alle anderen Lokale zu tourimäßig erscheinen, fahren wir kurzerhand mit dem Vaporetto einige Anlegestellen weiter.

Hinter den Kulissen

Für Menschen mit Handicap ist ein Besuch in Venedig eine besondere Herausforderung
Für Menschen mit Handicap ist ein Besuch in Venedig eine besondere Herausforderung.

Wir steigen aus und lassen uns einfach ein wenig treiben. Jetzt gilt es doch einige Treppen zu bewältigen. Schon wenige Meter hinter den prächtigen und bunten Fassaden am Canale Grande erwartet uns ein völlig anderes Bild, mit schmalen Kanälen, verwinkelten Wegen und bröklendem Putz an den schnörkelosen Häusern. In einer Hinterhof-Werkstatt erwerben wir für Theo eine schwarze Maske – unser kleiner Zorro ist glücklich. In einer Art Laubengang wird aus einer Fensterluke Pizza auf die Hand verkauft. Mit einigen köstlich duftenden Teigfladen auf der Hand finden wir einige Meter weiter eine kleine sonnige Piazza, wo wir auf den Stufen des Brunnens unsere Pizza genießen. Wir sind glücklich und zufrieden und genießen die Ruhe. Als uns dann alle eine große Trägheit überkommt – wir sind um 6 Uhr in Klausen gestartet und bald 12 Stunden auf den Beinen – beschließen wir den Heimweg anzutreten und dieser wundervollen Stadt ‘Ciao Bella’ zu sagen.

Barrierefreie Venedigtouren mit dem Rollstuhl

Luisella bietet verschiedene barrierefreie Touren durch die Lagunenstadt an. So kannst du z.B. den Dogenpalast und die Basilica di San Marco mit dem Rollstuhl besichtigen oder das Viertel von Dorsoduro und das Museum Ca’ Rezzonico aus dem 18. Jahrhundert erkunden. Darüber hinaus bietet die weltoffene Literaturwissenschaftlerin eine weitere barrierefreie Tour an, bei dem du mit dem Vaporetto auf dem Canale Grand fährst und mit ihr gemeinsam durch das Rialto Viertel und über den Rialto Markt schlenderst. Luisella ist seit über 20 Jahren als Stadtführerin aktiv, mit den Vaporetto-Bootsmännern per Du und sorgt dafür, dass du stressfrei ein- und aussteigen kannst! Und für Kunstinteressierte hat Lusiella je nach Interesse auch noch weiter prächtige Sakralbauten und Kirchen im Programm. Zu guter letzt bietet Sie noch eine schöne Tour in die nördliche Lagune auf die Murano Insel an, bei der natürlich auch eine Besichtigung des Glasmuseums auf dem Programm steht. Wir werden hoffentlich kommenden Herbst wieder mit ihr gemeinsam in die Stadt der Kanäle eintauchen…

Stadtführerin Luisiella bietet drei barrierefrei Venedig-Touren an, die auch für Rollstulfahrer geeignet sind.

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